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„AK“ 643 / 2018
Türkische Linke
Ein Partisan ist laut Lexikon eine Person, »die sich außerhalb einer offiziellen militärischen Organisation an einem bewaffneten Konflikt beteiligt«. Es ist kein Zufall, dass das erste Überblickswerk zur Geschichte der Linken und der Arbeiterbewegung in der Türkei Partisanen im Titel trägt; Gewalt ist der sich durch diese Geschichte ziehende rote Faden. Nicht nur, weil in der türkischen 68er-Bewegung alle Spielarten des Maoismus einflussreich waren. Sondern auch, weil die Linke in der Türkei mit brutaler Repression konfrontiert war, seit sie ihre ersten Schritte tat: So fiel die Gründungsmannschaft der bald verbotenen Kommunistischen Partei der Türkei (TKP) 1921 einem politischen Mordanschlag zum Opfer. Auch in den 1970er Jahren – nach einem gegen die selbstbewusste Linke und streikfreudige Arbeiterschaft gerichteten Militärputsch – war Gewalt allgegenwärtig. Junge Aktivist_innen wurden hingerichtet; bei der Istanbuler Demonstration zum 1. Mai 1977 starben mehr als 30 Menschen. In dieser Zeit hatten sich aber auch linke Gruppen in mit Waffengewalt ausgetragene Machtkämpfe ineinander verkeilt. Sie taumelten so – den Zahlen nach zwar stark, aber letztlich mit sich selbst beschäftigt – der Katastrophe entgegen: der Militärdiktatur der 1980er Jahre. Die Autoren erzählen detail- und kenntnisreich, empathisch, ohne dabei auf begründete Kritik zu verzichten, von einer Linken, die über die Diaspora auch ein bedeutender Teil der Linken in Deutschland ist.
Nelli Tügel
https://www.akweb.de/ak_s/ak643/03.htm
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