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„ ein abenteuerliches und bisher unbeachtetes Kapitel zur Geschichte der Kernenergienutzung und der Atomwaffen.“Es ist unglaublich, wie lange Staatsgeheimnisse und insbesondere die Geheimnisse der Geheimdienste, der Militärs und – der Atommaffia – geheim bleiben können. Stückchen für Stückchen lässt sich erst seit wenigen Jahren eine ganz andere Geschichte der deutschen Atombombe rekonstruieren, als wir sie in den Geschichtsbüchern nachlesen können. Gabriele Weber gehört zu der nahezu ausgerotteten Spezies der investigativen Journalisten. Sie hat sich intensiv mit den schlimmsten Geheimdiensten der Welt befasst: mit der Stasi, dem CIA, dem russischen FSB, dem BND, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Mossad. Sie ist mehrfach vor Gericht gezogen, um Akteneinsicht zu bekommen – beim BND, beim BKA, beim Bundesamt für Verfassungsschutz und bei der Berliner Polizei. Sebastian Pflugbeil
"Libertarian Press Agency" März 2009 "Wir werden euch den Spiegel vorhalten bis ihr euch wiedererkennt, euch und eure Taten."Gaby Weber, das ist eine, die den Finger in die Wunde legt. Aber sie legt ihn nicht nur hinein, sondern stochert auch nach dem Geschoß, das sie verursacht hat. Unerschrocken legt sie sich seit Jahrzehnten mit den Mächtigen und den Gefährlichen dieser Welt an, deckt auf, weist nach, stellt an den Pranger, kämpft für Gerechtigkeit und das, das dieser Gerechtigkeit zu Grunde liegt: Wahrheit. Selbst Kind des verlogenen Zeitalters des deutschen Postfaschismus, setzt sie alles daran, die Autoamnesien dieser Gesellschaft ins Gedächtnis zu rufen und unterstreicht in ihren Artikeln, Reportagen, Büchern, Radiofeatures und Filmen: DOCH! Ihr HABT davon GEWUSST ! Ihr habt es nur nicht mehr wissen wollen. Und ihr habt alles getan, daß wir, eure Kinder und Kindeskinder, es nicht zu wissen bekamen. Aber wir wissen - zunehmend- über euch Bescheid! Wir werden euch den Spiegel vorhalten bis ihr euch wiedererkennt, euch und eure Taten. Auf Lüge läßt sich keine freie Zukunft bauen. Wenn es einen deutschen Pulitzer-Preis für investigativen Journalismus gäbe - Gaby Weber müsste ihn bekommen. Aber diesen Preis gibt es hierzulande für Leute wie Gaby Weber nicht und es gibt auch keinen Freedom of Information Act - hierzulande muß mensch Klage einreichen um den Versuch zu starten, Papiere zu Gesicht zu bekommen, die eigentlich öffentlich zugänglich sein müssten. In diesem Land hat nach wie vor Täterschutz Vorrang. Zumal häufig Staat und Wirtschaft in die Taten verstrickt sind.Gaby Weber erzählt keine Märchen, sie räumt mit ihnen auf. Sie präsentiert hard facts wo Leute die Stirnen kraus ziehen und zweifelnden Blickes zurückschrecken. Sie weiß, daß Tatsachenbehauptungen en detail untermauert werden müssen und daß selbst untermauerte Tatsachenbehauptungen in den Zeiten des generellen Zweifels und Verzweifelns kaum zur Kenntnis genommen werden. Denn hinter einer Wahrheit promenieren frech tausend Lügen über die wohlfeilen Einkaufsstraßen. Ihr neues Buch ist eines das keiner drucken wollte. Ihren Film "Wunder gibt es nicht", will niemand zeigen - hierzulande nicht. In Argentinien, da wo das Verbrechen geschah, lief er zur Primetime. Aber die Verbrecher saßen in Deutschland, jedenfalls deren Arbeitgeber und Auftraggeber: Daimler-Benz. Und der Konzern mauert.chatting with Sokrates - Dialog über Öl, Atom und Eichmann, Ende 2008 bei "Die Buchmacherei", Berlin erschienen, ist ein Buch, das die Spur aus Asche und eingetrocknetem Blut aus den Konzentrations- und Zwangsarbeits-Lagern der Nazis entlang der Rattenlinie bis nach Argentinien nachzeichnet, und wieder zurück nach Deutschland, Frankreich, Franco-Spanien, in die USA bis schließlich hin nach Israel. Das Buch ist Welt-Theater. Im Rahmen eines Theaterstücks erzählt es die Geschichte von der Lüge vom Wirtschafts-"Wunder" der BRD, geplant und eingefädelt schon 1943 vom Wehrwirtschaftsspezialisten Ludwig Erhard, der als personifizierter und entnazifizierter Wohlstandsbauch in Kanzlerwürden, die Geldwäsche der Nazischore deckt, die über Argentinien ins ehemalige Reichsgebiet zurückgeschleust wird - nach heutigen Werten Zigmilliarden. Das Nazigeld und -gold aus Auschwitz, den ausgeplünderten überfallenen Ländern und der über Leichen gehenden Arbeitskrafterpressung von Millionen ZwangsarbeiterInnen verhilft der jungen BRD mit dem Rückenwind des Marshall-Plans zum "Wunder", zum "Wirtschaftswunder". Ein Land, das nach der vernichtenden Niederlage mindestens ein halbes Jahrhundert hätte am Boden liegen müssen, steigt aus den Trümmern wie ein Phönix. Und dies alles nur wegen deutschem Willen, deutschem Fleiß und deutschem Erfindungsgeist? WUNDER GIBT ES NICHT ! Und dieses sogenannte "Wirtschaftswunder" gab es auch nur, weil die USA den deutschen Prellbock gegen die SU brauchten und bei der großen Reinhole der klug und vorsorglich im Ausland gebunkerten Nazimilliarden wegschauten. Sie brauchten ein starkes Deutschland als Vasallen und militärische Speerspitze und als potentiellen Kampfplatz weit weg vom Amerikanischen Kontinent.Analog dazu schafften 50.000 rattenwandernde Nazis in Argentinien mit Hilfe Perons und dessen hochfliegenden Plänen von einer südamerikanischen Supermacht mit Raketen, Düsenjägern und Atombombe ein "Wirtschafts-Wunder" auf der anderen Seite vom Teich. Hier wähnten sich die Nazikader in sicherer Wartestellung, bis Gras über "die Sache" gewachsen war und sie wieder gebraucht wurden. Sie setzten auf die antibolschewistische Karte und das Vergessen der Menschheit. Sie setzen auf damals gültige 20 Jahre Verjährung für Mord - also freie Rückkehr "ins Reich" nach 1965. Nazigeld pushte über Mercedes Benz Argentina die Wirtschaft des südamerikanischen Schwellenstaates und in den Laboren und Versuchswerkstätten Perons waren Naziwissenschaftler am Werk, bruchlos dort weiterzumachen, wo sie 1945 aufhören mussten. Einer der bei Mercedes Untergebrachten war Adolf Eichmann, der Stratege der "Endlösung der Judenfrage", übrigens bis 1933 bei Standard Oil beschäftigt. Der Eichmann, der dann verdientermaßen in Jerusalem endete. Bis dahin war es aber ein langer Weg.In dem auf trockenen Tatsachenrecherchen beruhenden Theaterstück "chatting with Sokrates" geraten wir mit Eichmann als Leitfigur in die Szenerie eines Ganzen, das plötzlich plastisch wird. Eine Journalistin, offenbar das alter ego Gaby Webers, chattet mit einer unbekannten Frau, einer Geschichtslehrerin in New York, über Fakten, Wahrheit, Schlußfolgerungen und Sinnhaftigkeit von Recherche. Der Chatt, das Gespräch wird philosophisch, Sokrates und dessen immer noch gültiger Ansatz nach Wahrheitssuche kommt ins Spiel. Jener Sokrates, dem die alten Griechen den Schierlingsbecher reichten, der ihn vergiften soll - weil er sich weigerte ihnen die Wahrheit NICHT zu sagen, weil er sich weigerte zu schweigen.Durch die Recherche über 15 verschwundene Gewerkschafter bei Mercedes Benz Argentina stolpert die Journalistin in eine Geschichte von Verbrechen, Verrat und Staatskriminalität hinein, in einen sudeligen Sumpf von Ranküne, Schiebung und Verdrängung, in ein Gomorrha von Komplizenschaft und Verstrickung in Staatsterrorismus, zynischer Opferleugnung und geostrategischer Machtspiele. Big Oil und Big Money sind von Anfang an ebenso mit von der Partie wie die internationale Waffenschieber- Mafia. Am Ende steht die israelische Atombombe, ausgerechnet maßgeblich von Naziwissenschaftlern und von in Nazikriegsverbrechen verwickelten Firmen wie Degussa und Mercedes Benz ermöglicht. Und das sicher nicht ganz freiwillig.In diese haarsträubende Geschichte ist der berüchtigte Eichmann verstrickt, dessen Lebensgeschichte in relevanten Teilen im ersten Teil des Theaterstücks im Dialog aufgerollt wird. Da Eichmann einer der Hauptorganisatoren zunächst der Vertreibung, dann der Vernichtung der europäischen Juden war, war er auch eine Schlüsselperson für die Zionisten, also die Organisation, die ein Interesse an der massenhaften Einwanderung von Jüdinnen und Juden nach Palästina hatte. Eine perverse Win-Win-Situation führte zur engen Zusammenarbeit der Jewish Agency und den Henkern ihrer Klientel. Daß der Zynismus nicht nur auf Seiten der Nazis beheimatet war, belegen eindringlich dokumentierte Szenen des permanenten Kuhhandels zwischen Nazi-Politik und Zionisten zum Schaden der Betroffenen. Aus der Gemengelage der Interessen wird klar, daß pures Schwarzweißdenken völlig verfehlt ist und sich auch unerfreuliche Perspektiven zur Seite der Kollektivopfer hin auftun. Wenn, wie geschehen, dem primären Ziel zionistischer Einwanderung und zionistischer Staatsgründung wissentlich und willentlich Menschenleben geopfert werden, wird Vieles fragwürdig. Hinzu kommt ein selbst reklamierter nationalsozialistischer Impetus in Teilen der Führung des Zionismus (Taktik?), der von vorne herein nicht geleugnet werden kann und unter anderem klar zum Ziel hatte, die arabische Bevölkerung Palästinas zahlenmäßig zu überrennen und möglichst aus dem Land zu drängen. Daß heute auch rechtsradikale, ja faschistisch zu
nennende Parteien in Israel mit das Sagen haben, kann unter diesen Umständen
nicht verwundern. Zionismuskritische Denke ist nicht nur auf Grund heutiger
militaristischer Exzesse des Staates Israel PalästinenserInnen
gegenüber vonnöten, sondern auch gegenüber den Praktiken
damaliger Zionismusförderer, ein höchst kontroverses und undankbares
Thema. Dabei darf nicht außer acht gelassen werden, daß
die zionistische Bewegung eine äußerst vielschichtige war,
die eine Bandbreite von Anarchismus/Sozialismus bis zu nationaltheologischem
Chauvinismus abdeckte. Eine vielleicht ähnliche Bandbreite darf
mensch innerhalb der Jewish Agency unterstellen. Viele haben sich ehrlich
bemüht Menschen und Leben zu retten - andere hatten nur ihre politischen
Ziele im Auge.Gaby Weber läßt es, wie immer, nicht an Belegen,
Dokumenten und Beweisen fehlen - unter anderem auf ihrer website www.gabyweber.com
zu finden. Aber mit dem Anlangen dieses heißen Eisens entstehen
nicht nur Brandblasen, sondern werden auch die Political-Correctness-
Fanatiker auf den Plan gerufen, die mit aller Gewalt das Schwarzweißbild
auf ihrer veralteten Mattscheibe erhalten wollen. Nichts ist so absurd
wie das wirkliche Leben. Vor uns entsteht das unwirkliche, geradezu
surrealistische Bild einer lackierten Oberfläche hinter der Stippenzieher
verschiedener Nationalitäten, Religionen und Staaten in einer Paralellwelt
aus Moder, Fäulnis und Leichenbergen ganze Völker als blinde
Marionetten tanzen lassen. Hanau im beschaulichen Hessen entpuppt sich
als Drehscheibe für einen Nukleardeal zwischen mindestens drei
Regierungen, der deutschen, der argentinischen und der israelischen.
Alle drei wollen die Bombe. Alle drei müssen aufpassen, daß
die Amis ihnen nicht die Tour vermasseln. Aber auch die Franzosen spielen
mit und bauen in der Negev-Wüste den "Versuchsmeiler"
Dimona, ein Dankeschön für Israels Intervention in der Suez-Krise.
Der Suez-Kanal ist das Nadelöhr der europäischen Wirtschaft
nach Fernost.Eichmann, inzwischen ungeduldig auf sein als sicher angenommenes
Comeback in Deutschland wartend, kommt mit großspurigem Gequatsche
und sehr wahrscheinlichen Kontakten zum CIA, der hochpikanten Sache
in die Quere.Und wird nach Israel entsorgt - nur nicht ganz so wie die
Mossad-Märchenonkels uns das weismachen wollten. Die akribische
Journalistin entdeckt Unstimmigkeiten und geht ihnen nach. Die facts
scheinen nur einen Schluß zuzulassen: Eichmann wurde nicht entführt,
sondern ausgeliefert - nachdem die Israelis schon jahrelang über
seinen Verbleib Bescheid wußten. Aber warum? Die Spur führt
zur israelischen Atombombe - und zur Begehrlichkeit der Argentinier
und Deutschen nach der selben Technologie. Auf Ansprache durch die Journalistin
nimmt der Mossad stillschweigend seine offenbar unwahre Geschichte des
Eichmann-Kidnappings von der Internetseite ... "Hat die Freiheit nicht den Nachteil, daß man sich ständig entscheiden muß? Das ist anstrengend! Die Leute müssen und wollen gar nicht wissen, was sich hinter den Kulissen abspielt." "... nicht das Nachfragen, sondern das Nachbeten ..." werde fürstlich honoriert. Aber Alicia kontert: "Wenn du Falsches als die Wahrheit festschreibst verhinderst du den Fortschritt (...). Das Ergebnis ist Stillstand. (...) Zum Ändern brauchst du Wahrnehmung, überprüfbare Fakten, Erkenntnis."Das Stück bleibt am Ende genauso offen, wie die Verfolgung der Klage um die offenbar ermordeten Gewerkschafter bei Mercedes Benz Argentina und die Suche nach der wahren Rolle des Massenmörders Eichmann in Argentinien. Es bleiben Fragen. Fragen nach der ganzen Wahrheit hinter den Fragmenten eines Mosaiks, die das ganze Bild nur ahnen lassen. So lange es aber keine Wahrheit gibt, wird es Fragen geben. Und so lange es Fragen gibt wird gefragt werden. Der Mensch will ergründen. Der Mensch will wissen. "chatting with Sokrates" ist am besten im Tandem zu lesen mit dem 2004 bei "Assoziation A" erschienenen "Daimler-Benz und die Argentinien- Connection - Von Rattenlinen und Nazigeldern" herausgegeben vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Dieses Buch liefert den präzisen Hintergrund auf dem das Theaterstück beruht. Die in ihm recherchierten Fakten werden in der Freiheit des Theaterstücks weitergedacht, ethisch bewertet und mit Annahmen unterlegt, die die Rechercheergebnisse nahelegen, die seriöserweise aber nicht in einer Recherche in dieser Weise zur Sprache kommen dürfen. Ebenfalls von Gabi Weber ist ein weiteres Buch zum Thema, "Die Verschwundenen von Mercedes Benz", 2001 auch bei "Assoziation A" erschienen, für das Theaterstück und besonders für den erwähnten Film "Wunder gibt es nicht" relevant. Die Bücher von "Assoziation A" sind lieferbar und kosten jeweils 10 EURO. Ralf G. Landmesser / www.schwarzrotbuch.de/lpa
"Sozialistische Zeitung" SoZ März 2009 Mit Sokrates für das Recht auf Wahrheit"chatting with Sokrates - Dialog über Öl,
Atom und Eichmann" heißt das neue Buch der in Buenos Aires
und Berlin lebenden Journalistin Gaby Weber. Seit Jahren beschäftigt
sich Gaby Weber mit den Menschenrechtsverletzungen, mit ungesühnten
Verbrechen, die an Mitgliedern von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen
in Lateinamerika, insbesondere in Argentinien, verübt worden sind.
Sie hat darüber u.a die Bücher "Die Verschwundenen von
Mercedes Benz" und "Daimler Benz und die Argentinien-Connection"
geschrieben und am Schluss den Film "Wundergibt es nicht"
gemacht. Die Autorin hat eher aus Not die Darstellungsform eines Theaterstücks gewählt, weil ihr im historischen Hergang noch einige Steinchen für ein lückenloses Beweispuzzle fehlen, was daran liegt, dass die existierenden Dokumente vor allem in Deutschland bis heute unter Verschluss gehalten werden. Den roten Faden in der Hand haben als auftretende Personen Alicia als Alter Ego der Autorin und Sophía, die Kunstfigur einer argentinischen Journalistin. In ihrem Chat versuchen die beiden Frauen den geschichtlichen Hergang zu analysieren und holen sich Hilfe bei Sokrates. Das Buch begleitet die maßgeblichen sozialen Akteure,
die den Gang der Dinge bestimmen. Es sind "Big Oil", "Big
Car" und "Big Money", die vielfältige lukrative
Beziehungen zum deutschen Faschismus pflegen. In diesem Zusammenhang
treten dann auch die verschiedenen "Dienste" auf. Eine wichtige
Rolle spielte der Bundesnachrichtendienst, der u.a. bereits früh
Kenntnis vom Aufenthaltsort Eichmanns in Argentinien hatte. Doch statt
ihn mit einem Haftbefehl der deutschen Justiz suchen zu lassen, benachrichtigte
man die CIA in der Hoffnung, dieser möge Eichmann an einen Ort
bringen, an dem er nicht stört. Diesen Ort musste man dann selbst
suchen und wählte Tel Aviv. In diesem Zusammenhang verfügt
die Autorin über aussagekräftige Dokumente dafür, dass
die offizielle Version der Eichmannentführung durch den Mossad
eine Legende ist. Der entscheidende Grund für seine Entführung
war nicht, ihn für die Organisation des Holocaust zur Verantwortung
zu ziehen, sondern zu verhindern, dass er durch seine Mitwisserschaft
ein Dreiecksgeschäft über atomare Schlüsseltechnologie
zwischen Deutschland, Argentinien und Israel gefährdet. Es sind
wohl diese historischen Tatsachen und ihre öffentliche Thematisierung,
die dazu führen, dass eine offene Debatte darum in einigen linken
Publikationen nicht möglich erscheint. Jochen Gester 100 Tonnen Uran "verschwunden"Israel wurde zu Beginn der sechziger Jahre mehrfach mit
dem gefährlichen Der UN-Report sei "alarmierend" und könne
schwere Folgen für die Obama-Administration zeitigen, wertete jüngst
die New York Times (19.2.) einen neuen Ermittlungsstand in Sachen des
iranischen Atomprogramms. Demnach soll die Regierung in Teheran eine
Tonne leicht angereichertes Uran besitzen -statt der 600 Kilogramm,
die sie offiziell angegeben hat. Anfang März legte der US-Generalstabschef
Mike Mullen diesbezüglich nach: Der neue Fund belege, so behauptete
der Admiral CNN gegenüber, daß "Iran genug Uran hat,
um eine Atombombe zu bauen" - eine bemerkenswerte Feststellung
angesichts früherer Äußerungen seitens Washingtons.
Interview mit Gaby Weber auf dem Internetporal Telepolis am 16.01.2009 Das atomare DreiecksgeschäftJens Berger Deutsche Atomphysiker, die nach dem Krieg in Argentinien
forschten, halfen Israel, Atommacht zu werden - Interview mit der Journalistin
Gaby Weber Frau Weber, wie kam es zu dieser deutsch-argentinischen Kooperation? Gaby Weber: Spätestens seit 1943 war den Deutschen
klar, dass sie den Zweiten Weltkrieg verlieren würden. Schon damals
haben sich viele Wissenschaftler Gedanken gemacht, wo sie nach Ende
des Krieges weiterarbeiten. Viele Wissenschaftler sind mehr oder minder
freiwillig von den Amerikanern eingekauft worden, andere gingen in die
Sowjetunion. In Deutschland war jedoch die Forschung auf dem Gebiet
der atomaren, biologischen und chemischen Waffen zunächst durch
das Verbot der Alliierten und später durch die Pariser Verträge
untersagt. Diese Verträge besagten, dass die ABC-Forschung auf
deutschem Boden verboten ist - dort steht aber nicht, dass die Forschung
auf argentinischem Boden verboten ist. Es sind nachweislich nach dem
Krieg mehrere Kernphysiker in Argentinien gelandet. Ab 1946 herrschte
dort General Juan Perón. Perón hat seit Beginn seiner
Regentschaft auf die Rüstungstechnologie gesetzt und versucht,
deutsche Forscher nach Argentinien zu locken - dafür wurden sogar
Headhunter eingesetzt. In den 50er Jahren wollten Deutschland und Argentinien
Atommächte werden Gaby Weber: Ja, mit Sicherheit, und zwar zusammen mit
der deutschen Industrie. Die deutsche Industrie hat ja nach dem Zweiten
Weltkrieg ihr zusammen gestohlenes Vermögen, das sie in der Schweiz
und anderswo geparkt hatte, auch über Argentinien wieder in den
Wirtschaftskreislauf zurückgebracht. Das Imperium rund um "Mercedes
Argentina" wurde 1955 beschlagnahmt und die entsprechenden Leute
saßen später in Argentinien ja auch wegen Geldwäsche
im Gefängnis. Ludwig Erhard war damals ein gern gesehener Gast
in Argentinien - ich habe in argentinischen Archiven mehre Dokumente
gefunden, die auch seinen Namen tragen. Ich war die erste Journalistin,
die Einblick in diese Akten nehmen durfte. Es gab da eine Interessenübereinstimmung zwischen
Argentinien und Deutschland. Der junge Bonner Staat wollte sich auch
die Patente, die in diesem sensiblen Bereich erarbeitet wurden, nicht
wegnehmen lassen. Wenn man beispielsweise heute nachforscht, wer die
Herstellung von Plutonium erfunden hat, stößt man auf eine
Liste, die mit den Engländern im Jahre 1942 anfängt. Aber
ein Jahr zuvor wurden vom "Kaiser-Wilhelm-Institut" von Carl
Friedrich von Weizäcker und Karl Wirtz bereits Patente für
die Herstellung von Plutonium angemeldet. Diese Patente sind in der
Nachkriegszeit verschwunden - weder beim Deutschen Patentamt, noch bei
der Max-Planck-Gesellschaft sind diese Patente noch vorhanden. Mitte
der 1950er Jahre, also fünfzehn Jahre später, erscheint Wirtz,
der bereits unter Hitler an der Herstellung von Plutonium gearbeitet
hat, nun plötzlich wieder beim Patentamt und meldet die gleichen
Patente an - diesmal natürlich "rein zivil". Ab 1955 war Franz Josef Strauß Minister für
Atomfragen und das deutsche Parlament hatte die atomare Bewaffnung Deutschlands
beschlossen - was übrigens nie zurückgenommen wurde, aber
darüber redet man hier nicht gerne. Die Geschichte nahm einen anderen
Lauf, aber Ende der 1950er Jahre wollten sowohl Deutschland als auch
Argentinien Atommächte werden und dahingehend wurde auch Forschung
betrieben. Bis Ende der 1940er Jahre hatten die Argentinier keine Erfahrungen
im experimentellen Bereich der Nuklearphysik - das änderte sich
mit dem Erscheinen der deutschen Forscher. Anzeige Haben Sie bei Ihren Recherchen Unterlagen gefunden, die
einen Einblick geben, wie weit die deutschen Physiker im argentinischen
Exil ihr theoretisches Wissen im atomaren Bereich erweitern konnten
und welche Fortschritte sie im experimentellen Bereich machten? Gaby Weber: Das große Manko an diesen Forschungen
war natürlich, dass sie im Geheimen stattfinden mussten. Die Ergebnisse
konnten nicht verwertet werden, da sie nicht patentiert werden konnten.
1957 wurde die europäische Atombehörde EURATOM gegründet,
bei der die Deutschen sehr eng mit den Franzosen zusammenarbeiteten
und ihre Patente und ihr Wissen geteilt haben. Dadurch konnten die Deutschen
dann über die Franzosen, die EURATOM und die europäische Industrie
ihr Wissen ab diesem Zeitpunkt auch wieder industriell und wirtschaftlich
nutzen. Wie viele der deutschen Physiker, die in Argentinien ihre
Forschungen betreiben konnten, sind nach der Gründung von EURATOM
wieder in die Bundesrepublik zurückgekehrt? Gaby Weber: 1955 gab es in Argentinien einen Putsch gegen Juan Perón. Das war ein erster Einschnitt. Auch wenn die neuen Machthaber die Forschung im Prinzip weiterführen wollten, änderten sich die Bedingungen und es floss weniger Geld. Viele der deutschen Forscher verließen daraufhin das Land und Ende der 1950er änderte sich ja auch in Europa das politische Klima. Die Deutschen durften auch im Rüstungsbereich über die europäischen Institutionen wieder mitmischen. Anfang der 1960er Jahre gab es sogar einen Gesetzesentwurf der SPD, mit dem man die Forscher zwingen wollte, nach Deutschland zurückzukehren. Das Gesetz wurde aber nie umgesetzt, da die Forscher auch so wieder nach Deutschland kamen. Israel bekam die die Technik von den Deutschen und
den Franzosen, das Uran kam aus Argentinien. Ihre Recherchen ergaben
auch, dass Argentinien Israel bei der Entwicklung dessen Atomprogramms
half - unter anderem durch Lieferungen von wichtigem Natururan, das
Israel für den Bau seiner ersten Atomwaffen benötigte. Fand
auch ein Transfer des Know-hows statt, das durch die deutschen Forscher
erarbeitet wurde? Gaby Weber: Sie hatten es eingangs bereits erwähnt:
Die Technologie kam ursprünglich von den Franzosen. Diese gerieten
aber zusehends unter Druck durch die Amerikaner, die damals überhaupt
kein Interesse hatten, dass Israel die Atombombe in seinen Besitz bekommt.
Die Technologien bekam Israel von den Franzosen und den Deutschen, das
schwere Wasser kam aus Norwegen und das benötigte Uran kam in der
Anfangszeit größtenteils aus Argentinien. 1968 wurden 200 Tonnen Uran aus Belgien über
einen deutschen Zwischenhändler und mit Zustimmung der deutschen
Regierung nach Israel geliefert. Haben Sie Erkenntnisse sammeln können,
die nahelegen, warum Argentinien nach 1963 die Lieferungen an Israel
eingestellt hat? Die Plutoniumproduktion im israelischen Kernforschungszentrum
Dimona wird auf Basis der Technologie durchgeführt, deren Grundlagen
deutsche Physiker während des Zweiten Weltkrieges entwickelten.
Gibt es Anhaltspunkte, dass die Israelis mit Hilfe der deutschen Wissenschaftler,
die unter den Nazis auf diesem Feld tätig waren, diese Technologie
entwickeln konnten? Sie sprechen von einem atomaren Dreiecksgeschäft.
Die Vorteile für Argentinien und Deutschland bei der Forschungspartnerschaft
sind offensichtlich - auch die Vorteile für Israel liegen auf der
Hand. Was aber hat Argentinien und Deutschland dazu bewogen, Israel
in dieses Geschäft mit einzubeziehen? Gaby Weber: Ich glaube nicht, dass dies von deutscher
Seite freiwillig geschah. Ich habe bereits die Firmen Degussa und ihre
Tochter Nukem erwähnt. Firmen wie Degussa haben sich unter anderem
durch die Produktion von Zyklon B schwerster Kriegsverbrechen schuldig
gemacht. Israel hat sich mit Kritik an diesen Unternehmen immer sehr
zurückgehalten und hat dafür Wiedergutmachung bekommen. Ich
vermute daher, dass diese Zusammenarbeit nicht freiwillig vonstatten
ging. Argentinien war wiederum bei dieser
Kooperation auf Deutschland angewiesen. Vielleicht hat man auch darauf
spekuliert, zumindest einen Teil des verhütteten Urans als spaltbares
Material zurückzubekommen. Und alle drei Länder hatten ein
großes Interesse daran, im Schatten der internationalen Aufsichtsbehörden
ihre Forschung zu betreiben. Die atomare Zusammenarbeit
zwischen Israel und Frankreich musste 1960 von Charles de Gaulle aufgekündigt
werden. Hat das argentinisch-deutsche Programm die Kooperation mit Israel
nach dieser Aufkündigung von Frankreich übernommen oder wurde
Israel zuvor parallel von beiden Seiten unterstützt? Gaby Weber: Ich glaube, diese Aufgabe wurde 1960
von Deutschland alleine übernommen. Dafür gibt es auch Hinweise
in der Literatur - so haben sich die Franzosen 1960 offensichtlich mit
den Worten "Redet doch mal mit den Deutschen" aus der Zusammenarbeit
verabschiedet. Das haben die Israelis dann wohl auch gemacht. Wer außer den Franzosen wusste vom atomaren
Dreiecksgeschäft? Waren die Amerikaner damals im Bilde? Gaby Weber: Lange Zeit habe ich gedacht, dass dies
alles hinter dem Rücken der Amerikaner vor sich ging. Jetzt habe
ich auf Nachfrage Unterlagen des amerikanischen Energieministeriums
erhalten, die zeigen, dass die Amerikaner von den Uranlieferungen ab
1960 wussten. Dieser Teil war den Amerikanern also bekannt. Die Hilfe deutscher Wissenschaftler war zentral
für die Entwicklung der israelischen Atombombe Gaby Weber: Es gab mit Sicherheit Spannungen. Mir
liegt ein Brief von Kennedy an den israelischen Ministerpräsidenten
Eshkol vor. Kennedy hat immer darauf gedrängt, in Dimona internationale
Kontrollen durchzuführen. Erst nach dem Tode Kennedys hat sich
dies geändert. Bis dahin hat es ganz massiven Druck auf Israel
gegeben, sein Atomprogramm offen zu legen. Von Seiten der CIA fand auch
ein massives Vorgehen gegen Argentinien und Brasilien statt, die damals
beide heimlich und am Rande der Legalität in den Besitz atomarer
Technologie kommen wollten. Wie groß war der Anteil Argentiniens und Deutschlands
am israelischen Atomprogramm? Waren beide Staaten nur ein Helfer unter
vielen oder war ihre Hilfe so elementar, dass ohne sie das Atomprogramm
gefährdet gewesen wäre? Gaby Weber: Es ist schwer darüber zu spekulieren,
was passiert wäre, wenn dieses Dreiecksgeschäft nicht stattgefunden
hätte. Mit Sicherheit war aber die Hilfe deutscher Wissenschaftler,
die schon unter Hitler auf diesem Gebiet geforscht hatten, zentral für
die Entwicklung der israelischen Atombombe. Für den Bau von Dimona
war die Hilfe wichtig und die Konstruktion der ersten Atombomben wäre
ohne das argentinische Uran so nicht möglich gewesen. Hinterher
gab es auch Liebesdienste von anderen Staaten und man beschaffte sich
das Uran auf andere Art und Weise. Aber die ersten Atombomben wären
ohne dieses Dreiecksgeschäft nicht entstanden. Das israelische Atomprogramm entzieht sich auch
heute noch jeglicher Kontrolle durch die Internationale Atomenergiebehörde.
Barack Obama hat im Wahlkampf immer wieder eine Stärkung dieser
Kontrollen gefordert. Wird sich Ihrer Meinung nach unter der Präsidentschaft
Obamas etwas an den internationalen Kontrollen in Israel ändern? Gaby Weber: Es ist eine Schande, dass die Internationale
Atomenergiebehörde in Wien Israel immer noch als Mitglied führt,
obwohl es sich jeglichen Kontrollen entzieht. Eine der UNO unterstehende
Institution darf sich dies eigentlich nicht leisten. Ich habe mehrfach
versucht, mit der IAEO in Kontakt zu treten, um einerseits Informationen
über Israel zu bekommen und anderseits auch Informationen zu liefern.
Keiner scheint dort überhaupt Interesse am israelischen Atomprogramm
zu haben - noch nicht einmal die belastenden Dokumente finden dort einen
Interessenten. Wie groß schätzen Sie die Chancen ein,
dass Israel in diesem Streit einlenken könnte? Gibt es eine realistische
Hoffnung, dass Israel kompromissbereit ist? Gaby Weber: Wenn man sich anschaut, was Israel momentan
in Gaza macht, kommt man zu dem Schluss, dass es gar keine Kompromisse
eingehen will. Nichtsdestotrotz hängt dies nicht nur von Israel
ab und ich denke, dass eine neue Regierung in den USA etwas zum Friedensprozess
und zur nuklearen Abrüstung im Nahen und Mittleren Osten beitragen
kann, solange sie harte Forderungen an alle Seiten stellt. Gaby Weber arbeitet seit 1978 als freie Journalistin,
u.a. als Südamerika-Korrespondentin der ARD. Sie hat ihre Rechercheergebnisse
auch in ihrem neuen Buch "Chatting with Sokrates" in Form
eines Theaterstücks verarbeitet.
Gaby Weber Angela Merkel hält Akten geheimIn vielen Staaten sorgen Gesetze dafür, daß
den Historikern die Archive zu NS-Verbrechen offenstehen, so in Argentinien
und in den USA (Nazi War Crimes Disclosure Act). Nur die Bundesregierung
läßt ihren Bundesnachrichtendienst weiterhin Material zu
NS-Kriegsverbrechern geheimhalten.
Interview mit Gaby
Weber in der Zeitung "Junge Welt" vom 11.10.2008 / Wochenendbeilage
/ Seite 1 (Beilage) "Er galt als Amispitzel und mußte
aus dem Weg geräumt werden"
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