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„ak“ Nr. 670 v. 20.4.2021

Mall of Shame

Der Verlag Die Buchmacherei entpuppt sich als wichtigster Verlag für soziale Bewe­gungen in der Arbeitswelt. Das zeigt auch die neue Publikation »Mall of Shame« um den migrantisch geprägten und von der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) unterstützten Arbeitskampf an dem Berliner Einkaufszentrum Mall of Berlin. Der Sammelband wird von zwei im Konflikt als Übersetzer*innen Aktiven herausgegeben. Das macht den Band zum spannendsten Buch zum Thema Arbeitskonflikt seit Langem. Gut die Hälfte besteht aus Interviews mit den ost­europäischen Arbeitern, die den Konflikt getragen haben. Das ist so erfrischend wie aufschlussreich. Das Engagement der Basisgewerkschaft tritt bescheiden in den Hintergrund gegenüber der Perspektive jener, um die es geht. Da darf im Nachhi­nein ein solcher Kampf auch durchaus zu „verlorener Zeit“ erklärt werden, individu­elle Rassismen, Differenzen und die Dis­tanz zur Anarcho-Subkultur sind (auch in einem Interview mit Aktiven aus der FAU) Thema, vor allem aber auch die Lebens­geschichte und aktuelle Lage der Berich­tenden. Chronologie und Aufsätze zur juristischen und gesellschaftlichen Ein­ordnung des Kampfes sind eher Beiwerk zu den zentralen Gesprächen. Schman­kerl: In einer Diskussion mit Karl-Heinz Roth vergleichen die Herausgeber*innen den aktuellen Kampf mit den »wilden« Streiks der frühen 197oer Jahre; auch diese vergleichende Perspektive ist überaus hilfreich für die Frage der Zukunft migrantisch geprägter Arbeitskämpfe.

Torsten Bewernitz


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