War der sowjetische Zwangsstaat sozialistisch? Buchenberg erliegt hier nicht der Versuchung, sich oberflächlich zu distanzieren, sondern untersucht die innere Funktionsweise von Produktion, Zirkulation, Konsumtion und Akkumulation. Und der Autor verdeutlicht die entscheidenden Weichenstellungen, die die herrschenden Bolschewiki zur Installierung von Zwangsarbeit, Massenterror und Industrialisierungsdiktatur greifen ließen. Ab 1921 war die Arbeiterklasse nur noch unterdrücktes Objekt, das in der Produktion ebenso wenig zu sagen hatte wie im krisenhaften Planungsprozess. Die Planung blieb gefangen in den Gegensätzen von Betriebsleitungen versus Zentralplaner, Werktätige versus Betriebsleitung, Planerfüllung versus technische Neuerungen, Ressourcenhortung versus Ressourcenmangel. In den sich gegenseitig verschärfenden Störprozessen aus stockender Zulieferung, Qualitätsmängeln, Verschwendung, Leerlauf und Stoßproduktion äußerte sich die mangelnde Beteiligung der Beherrschten. Im Rückgriff auf Marxsche Maßstäbe verdeutlicht der Autor, dass die Emanzipation der Arbeiterklasse auf diesem Weg weder das politische Ziel noch überhaupt möglich war: das Fehlen der gesellschaftlichen Arbeiterdemokratie musste zur Implosion des Sowjetsystems führen.
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